Thomas  Werk

 

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via lucis   content   <<<  >>>    01  Altkatholischer Bistumsverlag, Bonn 2021

 

 

Ein Andachtsbuch der besonderen Art haben der altkatholische Priester und Sozialwissenschaftler
Michael Weiße aus Deggendorf und der Berliner Künstler Thomas Werk auf den Weg gebracht.
Gemeinsam haben sie ein sorgfältig und mit hohem Anspruch konzipiertes und gestaltetes,
38 Seiten umfassendes Buch herausgegeben, das die 14 Stationen des Via Lucis mit meditativen
Texten und Gebeten von Michael Weiße in Verbindung mit den symbolhaften Kunstwerken von
Thomas Werk beinhaltet.

Dem Geleitwort von Bischof Dr. Matthias Ring, das Gedanken über die Bedeutung und Symbolik
des Lichts im Hinblick auf die Auferstehung enthält, folgt die Einführung der beiden Herausgeber:
Sie wollen mit den 14 Stationen des Lichtwegs  dazu "einladen, die Begegnungen des Auferstandenen
mit seinen Jüngerinnen und Jüngern auf Pfingsten hin betend nachzugehen."
Die österliche Botschaft der Auferstehung, so die Aufforderung, solle immer wieder mit dem Herzen,
mit Sanftmut, Liebe und Kontemplation, erfasst werden.

Die einzelnen Stationen des Via Lucis sind auf jeweils einer Doppelseite dargestellt:
1. Frauen gehen zum Grab (Mk 16,1-4), 2. Frauen hören die Osterbotschaft (Mk 16,5-6),
3. Jesus erscheint Maria von Magdala (Joh 20,11-16), 4. Jesus sendet Maria zu den Jüngern
(Joh 20,17-18), 5. Zwei Jünger eilen zum Grab Jesu (Joh 20,1-10), 6. Jesus begleitet zwei Jünger
nach Emmaus (Lk 24,13-27), 7. Die Jünger erkennen ihn am Brotbrechen (Lk 24,28-35),
8. Jesus erscheint den Aposteln (Joh 20,19-22), 9. Jesus begegnet Thomas (Joh 20,24-29),
10. Jesus offenbart sich am See von Tiberias (Joh 21,1-13), 11. Jesus prüft Simon Petrus mit einer
Frage (Joh 20,15-19), 12. Jesus sendet und segnet seine Jünger (Mt 28,16-20),
13. Die betende Gemeinde (Apg 1,12-14), 14. Pfingsten (Apg 2,2-3).

Die Texte sind jeweils unterlegt bzw. begleitet von den teils abstrakten, teils figürlichen
Kunstwerken von Thomas Werk. In ausgezeichneter Bildqualität sind Zeichnungen und
Malereien sowie zwei Plastiken des Künstlers abgebildet. Es dominiert eine sanfte,
freundliche und lichtvolle Farbgebung. Weiß, Gelb, Rot, Blau- und Grauschattierungen
begleiten als Farbakzente die in dunklen Umrissen angedeuteten Gestalten. Kräftige,
beschwingte und bewegte Farben verweisen auf die Dynamik der Menschenansammlungen in
den Stationen 8  "Jesus erscheint den Aposteln" , 13 "Die betende Gemeinde"  und 14  "Pfingsten".
Kontrastreich abgesetzt dazu finden sich dunkle, schwarze bzw. braune, Hintergründe bei den
Stationen 1 "Frauen gehen zum Grab" , 5 "Zwei Jünger eilen zum Grab  Jesu"  und 7  "Die Jünger
erkennen ihn am Brotbrechen" , aus denen die abgebildeten erdfarbenen Plastiken lichtvoll
hervortreten (1, 7) bzw. das Schwarz der Grabesdarstellung wieder aufgenommen wird (5).

Die Kunstwerke von Thomas Werk zeichnen sich aus durch eine Reduktion auf minimale
Form und Körperlichkeit. Sie wirken zweidimensional, schlicht, dabei aber immer ernsthaft,
voller komplexer Symbolhaftigkeit und anrührender Ästhetik. In ihrer vermeintlichen Einfachheit
und Stille regen sie den Betrachter an zu einer kontemplativen Auseinandersetzung mit den Bildinhalten.
Darin unterstützen die sensiblen Texte von Michael Weiße. Diese leiten an zur Kunstbetrachtung,
erläutern die Formensprache und Farbsymbolik der Kunstwerke, geben Gedankenanstöße zu
Bedeutungsgehalt und Relevanz für die Gegenwart und beziehen dabei immer den Betrachter
in seiner Individualität und seinem Christsein mit ein.

Fragen werden gestellt, Türen geöffnet, Blicke geweitet, neue Perspektiven und Wege aufgezeigt.
Die meditativen Texte zu den einzelnen Stationen des Via lucis werden jeweils abgeschlossen
mit einem Gebet, das Schlüsselworte und zentrale Inhalte der vorausgehenden Betrachtung aufgreift.
Schritt für Schritt wird der Betrachter bzw. Leser des neu erschienenen Buches so angeleitet,
sich zu einem  österlichen Menschen [zu] verwandeln   zu [einem] leisen, empfindsamen und
achtsamen Menschen.

Das Rot der Liebe, das Lichtweiß der Auferstehung und das Gold der Gottesbegegnung in den
Bildern von Thomas Werk versinnbildlichen den Weg des Lichtes von Ostern bis Pfingsten.
Die offenen, unvollendeten Formen innerhalb der Kunstwerke verweisen auf die Möglichkeit
der Entwicklung und die Gestaltung von Gegenwart und Zukunft; das göttliche Kreissymbol
ist zeichenhafter Ausdruck von Harmonie und Vollendung. Immanenz und Transzendenz 
verbinden sich in dem gelungenen und überaus empfehlenswerten Andachtsbüchlein von
Thomas Werk und Michael Weiße, das dem Ostergeheimnis auf dem Via lucis meditativ
nachspürt und auf jeder einzelnen Seite von der Liebe und Lebendigkeit Gottes zeugt.

Sabine Rehm-Deutinger